Johannes Friedrich war von 1985 bis 1991 Evangelischer Propst von Jerusalem. “Das war für mich, aber auch für meine Frau und meine Töchter die wichtigste Zeit in unserem Leben”, sagte er einmal im Blick auf die politisch schwierigen Jahre. “Zum ersten Mal in meinem Leben durfte ich mich politisch zu diesem Konflikt nicht äußern, weil ich ja für beide Seiten ansprechbar bleiben musste. Ich habe erst, als ich zurück war, gemerkt, dass das doch eine unglaubliche Spannung war, in der ich gelebt habe.”
Die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache ist sehr dankbar für seinen Dienst in Jerusalem und für die bleibende Verbundenheit über all die folgenden Jahrr hin. Wir bitten Gott um Trost für seine Frau und Familie und alle, die Johannes Friedrich nun vermissen.
„Warmherzig und weitsichtig“
EKD und VELKD trauern um Landesbischof Johannes Friedrich
„Johannes Friedrich war ein warmherziger und weitsichtiger Lutheraner, der zugleich den einzelnen Menschen und das Ganze der Theologie im Blick behielt“, würdigt der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister (Hannover), einen seiner Amtsvorgänger, von dem er 2011 in sein Amt als Landesbischof der Landeskirche Hannovers eingeführt wurde. „Wir trauern um einen beeindruckenden Geistlichen, der für die weltweite Ökumene stritt und in seinen Predigten die stärkende Kraft des Evangeliums betonte.“
Bischöfin Kirsten Fehrs, die Ratsvorsitzende der EKD, erinnert sich: „Johannes Friedrich schöpfte seine Kraft aus einem unverbrüchlichen Glauben und wirkte segensreich in vielen kirchlichen Bereichen: im Verkündigungsdienst als Pfarrer, Propst und Bischof, als Seelsorger und als großer Brückenbauer in der Ökumene und im interreligiösen Dialog. Ich habe ihn als theologisch klar und menschlich zugewandt erlebt.“
Nach seinem Studium der evangelischen Theologie in Erlangen und Tübingen wurde der Sohn des evangelischen Theologen Prof. Gerhard Friedrich über „Gott im Bruder“ promoviert und 1977 ordiniert. Nach einer Gemeindedienstzeit in Nürnberg wurde er 1985 als Propst an die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache zu Jerusalem berufen, wo ihn auch Ralf Meister kennenlernte. Dort setzte er sich sehr für den interreligiösen Dialog mit Juden und Muslimen ein und pflegte auch den interkonfessionellen Austausch mit vielen anderen christlichen Religionsgemeinschaften. 1991 kehrte er nach Nürnberg als Dekan zurück und wurde 1999 zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern gewählt.
2000 bis 2005 war Johannes Friedrich Catholica-Beauftragter der VELKD, bevor er 2005 zum Leitenden Bischof der VELKD gewählt wurde. Dieses Amt übte er bis 2011 aus, und zwar in Personalunion mit dem Amt des Vorsitzenden des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB). In diese Zeit fiel eine ökumenische Vesper, die er mit Papst Benedikt XVI. im Regensburger Dom feierte. Von 2002 bis 2013 gehörte Johannes Friedrich auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.
Nach seiner zwölfjährigen Amtszeit als Landesbischof war Friedrich ab 2012 Gemeindepfarrer im fränkischen Bertholdsdorf, bevor er dann im September 2013 in den Ruhestand ging. Johannes Friedrich hinterlässt eine Frau und zwei Töchter.
Hannover, 3. September 2025
Pressestelle der VELKD, Frank Hofmann
Pressestelle der EKD, Carsten Splitt
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