Advent: der Stern von Bethlehem leuchtet. Fürchtet euch nicht!

Herrnhuter Stern in der Erlöserkirche Jerusalem

Über dem Altar der Jerusalemer Erlöserkirche leuchtet golden der Stern: ein Herrnhuter Stern, große Ausführung, wetterfest. Der Stern erinnert an die Heilige Nacht von Bethlehem. Dorthin hatte der Stern die Weisen aus dem Morgenland geführt, hin zum Friedefürsten, der erst noch kommen sollte. Der Himmel war aufgerissen in jener Nacht, so erzählt es die biblische Weihnachtsgeschichte, und himmlische Heerscharen hatten von der Ehre Gottes und vom Frieden auf Erden gesungen. Fürchtet euch nicht!

Am Wochenende vor dem Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 war der Stern der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache zu Jerusalem als Gastgeschenk überreicht worden. Die Erlöserkirche steht mitten in der Altstadt von Jerusalem, dort, wo christliches, muslimisches und jüdisches Viertel zusammenkommen. Bethlehem ist zu Fuß zwei oder drei Stunden entfernt. Golgatha und das Heilige Grab, wo der Friedefürst ans Kreuz geschlagen wurde und am Ostermorgen auferweckt wurde, ist nur einen Steinwurf entfernt.

Der Friede schien zu Weihnachten 2023 weiter entfernt denn je. Unsere Gemeinde hatte den Stern in der Kirche zur Adventszeit aufgehängt, wie es vielerorts Tradition ist. Wir haben ihn dort nach Weihnachten weiter leuchten lassen. Bis im Heiligen Land Friede wird, brüchig vielleicht, aber ein Ende des vieltausendfachen Tötens, soll er leuchten. Bis die Geiseln daheim sind und manche Wunden hoffentlich zu heilen beginnen können.

Ein Jahr später, zu Weihnachten 2024, muss der Stern immer noch leuchten. Der Albtraum will kein Ende nehmen. In der Altstadt von Jerusalem sind wir an Leib und Leben wohl sicher, aber links und rechts herrschen Gewalt und Aussichtslosigkeit. Wir sehen die Raketen, wie sie über die Heilige Stadt hinwegfliegen, und hören die Luftabwehr.

Als deutschsprachige Gemeinde tun wir da, was wir können: mit den Nachbarinnen und Nachbarn ausharren, um Frieden beten, die Hoffnung hoch halten, so gut es eben geht. Im Herbst predigte eine palästinensische Pastorin in unserem deutschsprachigen Gottesdienst, eine israelisch-jüdische Organistin musizierte dazu. Und der Stern leuchtet, golden und warm.

Propst Joachim Lenz